
Wie mir Minimalismus hilft mit traumabedingter Reizüberflutung fertig zu werden:
Ich glaube ein zentrales Thema unseres Jahrhunderts ist AUFMERKSAMKEIT.
Alles und jeder versucht unsere Aufmerksamkeit zu erwecken – Werbung, Medien, Menschen (ähm ja, ich natürlich auch in diesem Moment ;-).
Wir sollen hinschauen, reagieren, konsumieren und vor allem fühlen (Waren sollen Emotionen auslösen, dann kauft man sie eher).
Mein neugieriges Gehirn findet das gut und möchte so viel wie möglich von allem auf der Welt mitkriegen (Stichwort „FOMO“) – mein traumatisiertes Nervensystem jedoch findet das gar nicht lustig und erleidet deswegen regelmäßig Totalausfälle.
Mir war lange Zeit nicht bewusst, dass ich Reize gezielt aus meinem Leben ausschließen darf und trotzdem weiter an der Gesellschaft teilnehmen kann (große Angst von mir….ausgeschlossen zu werden).
Ich habe sehr viel zum Thema „Minimalismus“ recherchiert und gemerkt wie sehr ich mich tief drinnen nach einem einfachen Leben ohne unendlich viele Entscheidungsmöglichkeiten sehne.
Ein Leben, in dem ich mich auf das fokusieren kann, was mir wirklich wichtig ist, und in dem ICH entscheide und mich nicht ständig zu etwas von außen überreden lasse, das ich eigentlich gar nicht brauche.
In mühsamer Kleinarbeit habe ich in den letzten Monaten so ziemlich jeden Aspekt meines Lebens daraufhin abgeklopft, was mich wirklich glücklich macht und was ich vielleicht gar nicht (mehr) brauche.
Viele Dinge haben jetzt neue Besitzer gefunden, ich finde wieder Sachen im Bücherregal (zwei Reihen Bücher hintereinander ist doch leeicht unübersichtlich…) und spüre eine unglaubliche Erleichterung.
Auch in meinem Kopf ist inzwischen mehr Klarheit eingekehrt und ich merke wie sehr mein zwanghafter Konsum von Informationen und Waren dazu gedient hat mich von den schmerzhaften Stellen in meinem Leben abzulenken und die Angst nicht dazuzugehören zu betäuben.
Es ist nach wie vor ein gewaltiger Kraftakt nicht wieder in das alte „Maximalismus“-Leben zurückzufallen und vieles ist für mich nach wie vor nicht intuitiv, trotzdem merke ich wie sehr es meinem Nervensystem hilft, wenn es weniger verkraften muss.
Ich liege nicht mehr abends im Bett während mein Gehirn es nicht schafft die Sinneseindrücke vom Tag zu verarbeiten und ich bin viel seltener gereizt, weil ich gerade die 10.000. Entscheidung treffen muss.
Da ich ein Mensch bin, der generell viel Struktur braucht, habe ich mir so etwas wie meine persönlichen Minimalismus-Regeln in mein Bullet-Journal geschrieben und probiere jetzt weiterhin aus was für mich passt und was ich vielleicht noch verändern möchte.

Fragt sich nur, was ich jetzt mit all der frei gewordenen Kapazität mache….hm…vielleicht gehe ich shoppen 😉
In den nächsten Wochen werde ich noch ausführlicher auf die einzelnen Aspekte meiner Reizreduktions-Aktion eingehen.